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BioNTech: Erfolgsmeldungen made in China

BioNTech und DualityBio erzielen einen Erfolg bei ihrem Brustkrebs-Antikörper-Wirkstoffkonjugat Trastuzumab Pamirtecan. Dieser erreicht in einer ausschließlich in China durchgeführten Phase III-Studie den primären Endpunkt. Daten wurden noch nicht veröffentlicht, doch im direkten Vergleich mit dem ähnlichen ADC aus dem Hause Roche, TDM-1, habe das BioNTech/Duality-Konstrukt bessere Ergebnisse ergeben. Parallel läuft planmäßig die globale Phase III-Studie DYNASTY-Breast02, die zu einer weltweiten Zulassung führen könnte. Auch der einstige bispezfische Antikörper von Biotheus, mittlerweile eingekauft und mit BMS in Kooperation in der Entwicklung liefert erste Daten – doch das richtige Feuerwerk kann man erst im kommenden Jahr erwarten.

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Die Mainzer BioNTech SE und der chinesische Partner DualityBio melden einen wichtigen Zwischenschritt für ihr Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Trastuzumab Pamirtecan (BNT323/DB-1303). In einer in China laufenden Phase III-Studie mit Patientinnen mit HER2-positivem metastasiertem oder inoperablem Brustkrebs habe der Kandidat laut Unternehmen den primären Endpunkt des progressionsfreien Überlebens erreicht. Genaue Daten wurden bislang nicht veröffentlicht.

Die Studie vergleicht den Wirkstoffkandidaten direkt mit dem etablierten ADC Trastuzumab Emtansin (T-DM1), der von Roche unter dem Namen Kadcyla vermarktet wird und seit 2013 zugelassen ist. Auf Basis der Zwischenanalyse will DualityBio nun das weitere regulatorische Vorgehen mit den chinesischen Behörden abstimmen.

Parallel läuft mit DYNASTY-Breast02 eine zweite, globale Phase III-Studie unter Beteiligung von 253 Studienzentren in den USA, Kanada, Südamerika, Europa, der Türkei, Israel, China und Südkorea, die den Kandidaten in einer anderen Patientengruppe – mit niedrigem HER2-Status – untersucht. Auch diese Studie verläuft den Angaben zufolge planmäßig und könnte für eine mögliche weltweite Zulassung relevant werden. Erste Daten daraus werden etwa im Mai 2026 erwartet, die gesamte Studie läuft noch bis in den Sommer 2028. Frühzeitige, sehr positive Ergebnisse könnten jedoch einen schnelleren Weg zu einer Zulassung ermöglichen.

Viele ähnliche Ansätze

Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat BNT323/DB-1303 ist Teil der 2023 gestarteten strategischen Zusammenarbeit zwischen BioNTech und DualityBio, mit dem Ziel, differenzierte ADC-Therapien für solide Tumoren zu entwickeln. Diese würde sich BioNTech bis zu 1,5 Mrd. US-Dollar kosten lassen. Der ursprüngliche humanisierte Anti-EGFR-Antikörper gegen das Tumorantigen HER2 ist ein Klassiker der Biotechnologie. 1998 war er von Axel Ullrich, Michael Shepard und Dennis Slamon großteils bei Genentech in Kalifornien entwickelt worden und gilt als erste zielgerichtete Antikörpertherapie gegen Krebs. Unter dem Handelsnamen Herceptin sollen damit weltweit bereits rund 3 Millionen Brustkrebspatientinnen behandelt worden sein.

Roche hatte nach der vollständigen Übernahme von Genentech selbst die erste Modifikation des ursprünglichen Antikörpers als ADC unter dem Namen TDM-1 entwickelt. Es enthielt ein chemotoxisches Gift gegen die Tubulin-Mikrotubuli-Struktur der Zellen und störte damit das Zellwachstum. Im Konstrukt von BioNTech/Duality ist das angefügte Chemotherapeutikum ein Topoisomerase-Hemmer, der die räumliche Struktur der DNA aus der Kontrolle dieses Enzyms bringt.

Man kann spekulieren, dass die Bekanntgabe der Ergebnisse aus der rein-chinesischen Vergleichsstudie mit TDM-1 Signale senden soll für die in den nächsten Monaten erwarteten Ergebnisse in der globalen Phase III-Studie. Dort wird die Wirkung des Antikörpers nur zu Vergleichstherapien auf der Chemotherapie-Ebene in Beziehung gesetzt, nicht jedoch zu einer ADC-Therapie in der gleichen Indikation. Für Spannung ist deshalb trotzdem gesorgt, da die deutsch-chinesische Gemeinschaftsproduktion für die große Patientengruppe der low-HER2-exprimierenden Brustkrebspatientinnen eigentlich einen anderen Konkurrenten als TDM-1 übertrumpfen muss: das bereits seit 2021 zugelassene ADC Enhertu (Trastuzumab Deruxtecan) von Daiichi Sankyo.

Bispezifisch gegen VEGF und PD-L1

In einer anderen Kooperation mit chinesischen Wurzeln berichten BioNTech und Bristol Myers Squibb zudem erste Zwischenergebnisse der globalen Phase II-Studie zu Pumitamig (offizieller Freiname von BNT327/BMS986545), einem bispezifischen PD-L1xVEGF-A-Antikörper, bei fortgeschrittenem kleinzelligem Lungenkrebs. In Kombination mit Chemotherapie erzielte er eine objektive Ansprechrate von 76,3%, eine Krankheitskontrollrate von 100% und ein medianes progressionsfreies Überleben von 6,8 Monaten bei „kontrollierbarem Sicherheitsprofil“, wie Biontech mitteilt. Die Daten bestätigen die Dosisauswahl für die laufende Phase III-Studie ROSETTA LUNG-01 und unterstreichen das Potential von Pumitamig, einen neuen Therapiestandard zu etablieren.

Lungenkrebs ist weltweit die häufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle. Besonders der kleinzellige Lungenkrebs (SCLC) gilt als die aggressivste Form: Er schreitet rasch voran, bildet früh Metastasen und führt daher zu einer sehr schlechten Prognose. SCLC macht etwa 15 Prozent aller Lungenkrebsfälle aus, was rund 250.000 Neuerkrankungen pro Jahr weltweit entspricht. Zwei Drittel der Betroffenen erhalten die Diagnose erst in einem fortgeschrittenen Stadium, dem sogenannten „extensive stage“. In diesem Stadium hat sich der Krebs bereits über eine Seite des Brustkorbs hinaus ausgebreitet und betrifft häufig die gegenüberliegende Lunge, Lymphknoten, Leber, Knochen oder das Gehirn. Die 5-Jahres-Überlebensrate für Patienten mit ES-SCLC liegt laut dem US National Cancer Institute bei lediglich rund fünf Prozent. In den derzeitigen Optionen der Therapie liegt das mediane progressionsfreie Überleben bei der Erstlinienbeehandlung von ES-SCLC bei unter 6 Monaten.

BioNTech setzt sehr stark auf diesen bispezifischen Antikörper und hat eine Fülle von weiteren Krebsindikationen im Blick und verschiedene Konzepte von Kombinationstherapien in Planung oder schon in klinischen Studien gegen solide Tumore.

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